Südafrikanische Union: Entstehung

Südafrikanische Union: Entstehung
Südafrikanische Union: Entstehung
 
Im Jahre 1906 gewährte die britische Regierung Transvaal, 1907 dem Oranjefreistaat die Selbstverwaltung; sie entsprach damit einer Zusage, die sie im Frieden von Vereeniging diesen bis zum Burenkrieg unabhängigen Republiken gemacht hatte. Mit dem In-Kraft-Treten des »South Africa Act«, einer gemeinsamen Verfassung für die britische Kapkolonie, für Natal, den Oranjefreistaat und für Transvaal, entstand am 31. Mai 1910 die Südafrikanische Union. Die von der weißen, burisch-britischen Minderheit getragene Union erhielt den Status eines sich innerhalb des Empires selbst regierenden Dominions. Erster Premierminister war Louis Botha (1910-1919), gefolgt von Jan Christiaan Smuts (1919-1924); sie verfolgten eine Politik der burisch-britischen Aussöhnung und der Eingliederung der Südafrikanischen Union in das Gefüge des Empires. Botha setzte die Teilnahme seines Landes am Weltkrieg auf britischer Seite durch.
 
Die Südafrikanische Union entsandte 1919 als völkerrechtliches Subjekt eine Delegation zu den Pariser Friedenskonferenzen. Als Mitglied des Völkerbundes erhielt sie 1920 in dessen Auftrag das Mandat für die treuhänderische Verwaltung des früheren Deutsch-Südwestafrika, das südafrikanische Truppen zu Beginn des Ersten Weltkriegs besetzt hatten. Zusammen mit den anderen Dominions erlangte die Südafrikanische Union 1931 im Rahmen des Westminster-Statuts die Unabhängigkeit und wurde Mitglied des Commonwealth.
 
In der Südafrikanischen Union stand der gesellschaftlich und politisch dominierenden weißen Minderheit, den Buren sowie den Siedlern britischer Herkunft, die Mehrheit der von gesellschaftlicher Gleichberechtigung und politischer Mitsprache nahezu ausgeschlossenen Schwarzen (u.a. Zulu, Xhosa und Ndebele) und der Inder gegenüber.
 
Im 19. Jahrhundert hatten begüterte Schwarze und »Coloureds« (Mischlinge) in der Kapkolonie das Wahlrecht erwerben können, doch dies wurde zunehmend eingeschränkt. In den Burenrepubliken blieb auch nach 1910 das Wahlrecht den Weißen vorbehalten.
 
Unter den Weißen in der neuen Union überwog die rassistische Auffassung, dass nur sie als einheitliche »Nation« zur Führung des Landes berechtigt seien; daher wurde schon früh mit dem »Natives' Land Act« (1913), der den Schwarzen separate Gebiete zuwies und weiteren Landbesitz verbot, die Grundlage einer Rassengesetzgebung geschaffen, die bis in die Gegenwart als »getrennte Entwicklung« die Bevölkerungsmehrheit diskriminiert. Der »Natives' Land Act« machte die Schwarzen zu Fremden im eigenen Land und zwang sie zu schlecht bezahlter Wanderarbeit, besonders im Bergbau der großen Minengesellschaften. Die verschärften Passgesetze machten Streiks oder das Verlassen des Arbeitsplatzes zu kriminellen Handlungen.
 
Mit dem Wahlsieg der National Party (NP) und der Ernennung von James B. M. Hertzog zum Premierminister (1924-39) gelangten jene burischen Kräfte an die Macht, die den nichtweißen Bevölkerungsgruppen radikal jede politische Gleichberechtigung verwehren wollten und zugleich den britischen Einfluss in Politik, Wirtschaft und Kultur bekämpften. Afrikaans wurde neben dem Englischen zur zweiten Amtssprache. Der radikale Flügel der NP spaltete sich 1934 ab und forderte eine drastische Rassentrennung in allen Bereichen, die nach ihrem Wahlsieg 1948 als Politik der Apartheid in die Realität umgesetzt wurde. Die Regierung Hertzog legte 1936 mit dem »Natives' Trust and Lands Act« Reservate (13 % der Gesamtfläche) für die Schwarzen fest.
 
Sowohl in den Burenrepubliken als auch in den britischen Kolonien hatte es schon lange vor der Konstituierung der Südafrikanischen Union eine politische Bewegung gegen die Rassendiskriminierung gegeben, die sich 1912 zum African National Congress (ANC) formierte. Der ANC leistete bis 1960 gewaltlosen Widerstand und bemühte sich darum, mit legalen Aktionen die Beteiligung an der politischen Macht zu erlangen und alte Rivalitäten der schwarzen Völker untereinander zu beenden.
 
1907 und 1913/14 hatte Mahatma Gandhi in einer Kampagne für die Bürgerrechte des indischen Bevölkerungsteils in Südafrika seine Methode des zivilen Ungehorsams entwickelt.

Universal-Lexikon. 2012.

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